Geschichte des Schlosses
Schloss Waldenburg geht auf eine Burg zurück, die zwischen 1165 und 1172 als Stützpunkt für die Kolonisierung des Pleißenlandes errichtet wurde. Aus dieser Gründungszeit ist der untere Teil des Bergfriedes, aus dunklen Buckelquadern gefügt, bis heute erhalten.
Im Jahr 1430 wurde die Burg von den Hussiten fast vollständig zerstört. Veit II. von Schönburg ließ daraufhin eine neue Anlage errichten, die jedoch 1519 einem weiteren Brand zum Opfer fiel. Kurz darauf wurde sie erneut aufgebaut.
Zwischen 1556 und 1565 entstand unter Hugo I. von Schönburg das Vordere Schloss im Stil der Renaissance. Dadurch entwickelte sich eine Doppelschlossanlage, die bis 1619 bestand. Ein weiterer Brand zerstörte am 9. Februar des Jahres die hintere Schlossanlage. Lediglich das Portal blieb erhalten und wurde später in den Grünfelder Park versetzt (Tor „Zur stillen Naturfreude"). Die Ruinen des Hinteren Schlosses blieben bis 1783 bestehen, bevor sie abgetragen und der dazwischenliegende Wallgraben verfüllt wurde.
Ursprung
Zwischen 1778 und 1800 wurde das Vordere Schloss unter Otto Carl Friedrich von Schönburg-Waldenburg umfassend erneuert. Weitere bauliche Veränderungen erfolgten 1835 unter seinem Sohn Otto Viktor I.
Während der Bürgerlichen Revolution wurde das Schloss am 5. April 1848 von aufgebrachten Demonstranten geplündert und vollständig niedergebrannt. Der Wiederaufbau begann 1855, doch die prägendste Phase folgte zwischen 1909 und 1912, als Schloss Waldenburg umfassend modernisiert wurde. Es erhielt eine zentrale Heizungsanlage, Elektrizität, Telefon und Aufzüge und galt damit als das modernste Schloss im deutschen Raum vor dem Ersten Weltkrieg.
Ab der Mitte des 20. Jahrhunderts diente das Schloss als Lungenheilstätte. Heute gibt eine Zeittafel einen Überblick über die wichtigsten historischen Ereignisse.
Schlossneubau 1855–1859
Die Pläne für den Schlossneubau, welcher 1855 bis 1859 als historistische Vierflügelanlage mit Stilelementen der Romanik und englischen Tudorgotik entstand, stammen vom Architekten Eduard Pötsch, Leipzig.
Der von Fürst Otto Victor I. von Schönburg-Waldenburg (1785–1859) beauftragte Bau wurde als dreigeschossiges, kastellartiges Gebäude mit Innenhof und Turm ausgeführt.
Die Innenausstattung der Gesellschaftsräume entsprach dem historistischen Zeitgeschmack.
Über dem Haupteingang des Schlosses befand sich ein Balkon, der heute als nahezu unverändert erhalten gebliebenes Fassadenelement dieser Bauzeit an der Westseite des Schlosses zu finden ist.
Eine gartenarchitektonische Gestaltung des Schlossparks erfolgte im Spätsommer 1858 durch den Pillnitzer Hofgärtner Otto Terscheck.
Umbau und Erweiterung 1909–1912
Sein heutiges Erscheinungsbild erhielt das Schloss Waldenburg durch einen aufwändigen Umbau unter Fürst Otto Victor II. von Schönburg-Waldenburg (1882–1914) in den Jahren 1909 bis 1912.
Unter der Oberbauleitung des Königlich Sächsischen Hofbaurates Gustav Frölich (1859–1933) entkernte man Teile des Bauwerkes aus dem 19. Jahrhundert und ordnete sämtliche Räume und deren Funktionen nach damals zeitgemäßen Ansprüchen neu. Technisch stattete Gustav Frölich das Schloss mit dem für die Zeit um 1910 modernsten Errungenschaften aus, wie zum Beispiel vollständiger Elektrifizierung, Telefon, zentraler Dampfheizung, Warmwasseranlage, komplexer Be- und Entlüftung, Speisenaufzug, separater Löschwasserleitung und zentraler Staubsaugeranlage.
Wesentliche Veränderungen der Architektur ergaben sich durch das Einfügen des östlichen Seitenflügels, der Veränderung der Dachformen und dem Anlegen der Terrassen.
Die Nord- und Südseite des Schlosses versah man am Mittelrisalit mit Sandsteinverblendung, Porphyrpilastern und Giebelaufbauten.
Das Hauptportal erfuhr eine Aufwertung durch den Anbau eines weit vorspringenden Altans mit Auffahrtshalle aus Sandstein.
Die Innenausstattung ist, der aristokratischen Wohnkultur entsprechend, sehr luxuriös. Das Vestibül gestaltete der Architekt mit gerade in Mode gekommenem scharrierten Kunstkalkstein, die Fußböden und Treppen sind mit weißem und schwarzem Marmor belegt.
Durch Überbauung des zentral in der Anlage gelegenen alten Innenhofes entstand die großzügige Treppenhalle mit Oberlicht.
Kunsthistorisch besonders wertvoll sind die in Originalausstattung erhaltenen Festsäle, Blauer und Gelber Saal, Bibliothek, Chinesisches Zimmer, Gobelin- und Spiegelzimmer sowie Treppenhalle und Vestibül. Dieses Ensemble der Reformarchitektur stellt eines der konsequentesten und umfangreichsten Beispiele eklektizistischer Ausstattung dar.
Um höchste Qualität Dresdener Bautradition der Jahrhundertwende bemüht, verpflichtete der Architekt Gustav Frölich Firmen und Handwerker, die bereits für den sächsischen Hof tätig waren.
1928 wurde die Immobilie in das Eigentum eines Vereins überführt, um sie und die im Schloss befindlichen Kunstsammlungen der Öffentlichkeit und Wissenschaft zugänglich zu machen.
Nachkriegszeit
Nach Kriegsende 1945 ist das Anwesen teilweise geplündert worden. Der Kreisrat Glauchau ermöglichte 1948 die Eröffnung einer Lungenheilstätte im Gebäude. Dadurch konnte nicht nur der geplante Abriss verhindert, sondern Schloss Waldenburg für Jahrzehnte, bis 1998 in eine Nutzung als Fachkrankenhaus überführt werden, die den Erhalt des Bauwerkes und seiner Ausstattung sicherte.
Der Landkreis saniert seit 2005 das Schloss. Dach, Fassade und Schlosskapelle erstrahlen für Besichtigungen, Konzerte, Trauungen und Festivitäten wieder im alten Glanz von 1912.